Ungeschminkt : "Toleranz" versus "Akzeptanz"

Nora Dahmer • Mai 27, 2022

So war es ja gar nicht gemeint

Unzählige Male, wenn ich mich mit unterschiedlichen Menschen unterhalten habe, die zum ersten Mal mit mir ins Gespräch gekommen sind, hörte ich die Worte:


"Ich bin sehr offen und auch tolerant. Ich habe nichts gegen Menschen, die anders sind. Jeder soll so leben wie er mag."


So oder so ähnlich klingt das erstmal ganz vernünftig. Trotzdem bekomme ich jedesmal in meinem Inneren eine kleine Krise und aufkommende Aggression.


Warum denn das! Ist doch alles gut, oder? NEIN, ist es nicht! Oftmals völlig unbewusst wird das Wort "Toleranz" verwendet. Und das geht im Zusammenhang mit anderen Einzelpersonen gar nicht, auch wenn es vielleicht dem Aussprechenden gar nicht bewusst ist.


Toleranz bedeutet so viel wie dulden, ertragen und gelten lassen. Und damit eine klare Abgrenzung für die Menschen, die anders sind. Es hat etwas überhebliches und arrogantes an sich. Es signalisiert in meinen Augen die Dominanz der Heteronormativität und die notwendige Duldung anderer Lebensformen.


Ich lege dann im Gespräch sehr viel Wert darauf, hinzuweisen, dass bestimmt das Wort "Akzeptanz" gemeint ist. Akzeptanz bedeutet so viel wie Gutheißen, Annehmen und Anerkennen. Und wenn das gemeint wäre, würde ich mich sehr freuen. Wenn es tatsächlich nur Toleranz ist, empfinde ich es schon als diskriminierend und als versuchte höfliche Floskel.


Die meisten Gesprächspartner*innen verstehen meinen Hinweis direkt. In der Regel meinten sie auch Akzeptanz. Die Bedeutung war ihnen gar nicht so klar.


Toleranz ist wichtig und notwendig, wenn es um abstraktere Themen wie andere Kulturen, Religionen etc. geht. Aber wenn konkrete Personen gemeint sind, passt das Wort "Akzeptanz" viel besser!


Daher bitte, wenn irgendeiner meiner Lesenden einem Menschen mit einer anderen Lebensform begegnet, akzeptiert dies und toleriert es nicht. Damit ist allen geholfen.




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In den letzten Wochen hatte ich mehrere Veranstaltungen, bei denen ich über das Thema "trans*" und "LGBTQIA+" aufklären durfte. Da war zum einen ein einstündiger Vortrag zum Thema "Mehr Wissen über trans" im Rotary-Club Solingen Klingenpfad. Komprimiert habe ich aus meinem Leben erzählt, um den Teilnehmenden die Besonderheit der Trans-Eigenschaft im persönlichen Kontext zu vermitteln. Dazu gab es wichtige Fachbegriffe, Zusammenhänge etc. Im Werner-Richards-Berufskolleg der Evangelischen Stiftung in Volmarstein und auch auf einer überregionalen Schulleiterkonferenz in Münster hatte ich dann jeweils drei bis vier Stunden Zeit, die Teilnehmenden mit vielen Details für die Hintergründe und Besonderheiten der Mitglieder aus der LGBTQIA+ zu sensibilisieren und Unsicherheiten und Irritationen zu nehmen. Vor diesen Veranstaltungen dachte ich, als Speaker könne mich nichts mehr überraschen. Aber ein so aufmerksames und mitgehendes Publikum wie in diesen Veranstaltungen habe ich noch nie zuvor erlebt! Ganz offensichtlich treffe ich mit meiner Veranstaltung "Mehr Trans*parenz" den richtigen Ton und einen besonderen Nerv. In meiner Zeit als Krisenmanager habe ich mehr als 100 Workshops etwa zum 'Turnaround in der Krise' veranstaltet und Vorträge gehalten. Sachlich, analytisch, zielorientiert. Nun standen die Veranstaltungen unter dem Motto "Lebensnah, authentisch, greifbar!" Und ich war total beeindruckt, wie neugierig und fokussiert die ZuhörerInnen waren. Ganz offensichtlich ist dieses Thema in der Gesellschaft angekommen. Vor meinem Golfurlaub in Spanien durfte ich dann noch bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Diversität" am Deutschen Beratertag des BDU teilnehmen. Auch hier traf ich auf sehr viel Interesse. Worum genau geht es mir bei meinen öffentlichen Auftritten? Mein Ziel ist es, eigene Erfahrungen und fundiertes Hintergrundwissen an Multiplikatoren (Führungskräfte und Lehrkräfte) zu vermitteln, um die Akzeptanz der wachsenden LGBTQIA*-Community zu verstärken. Konkret will ich für einen offenen und unaufgeregten Umgang mit MitarbeiterInnen und SchülerInnen werben, die trans* sind. Ich berichte dabei sehr offen und persönlich über meinen langen Weg vom Mann zur Frau. Über die Qual der Entscheidung, aus der Position eines erfolgreichen Unternehmers heraus den Weg zu meinem wahren Ich zu gehen und ein komplett neues Leben zu beginnen. Anhand meiner Vita will ich aufklären, Vorurteile und Unsicherheiten in der Begegnung mit trans* Menschen abbauen. Dazu braucht es auch Fakten und Zahlen (soweit seriös herleitbar) und Begriffserklärungen, die ich in meinen Vorträgen selbstverständlich mitliefere. Dieser Mix kommt wohl gut an. Das Feedback, die ich im Rahmen meiner Veranstaltung "Mehr Trans*parenz" erhalten habe, zeigt generell eine überaus positive Resonanz. Daran will ich anknüpfen, denn in Schulen und Unternehmen gibt es noch so viel Aufklärungs- und Akzeptanzbedarf. Deshalb würde ich mich freuen, wenn Sie meinen Vortrag mit Diskussion als Veranstaltung (zwischen 1 und 4 Stunden je nach verfügbarem Zeitfenster) in Schulen, Verbänden und Unternehmen vorschlagen.
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