Mein Jahresrückblick 2022

Nora Dahmer • Dez. 27, 2022

Mein persönlicher Jahresrückblick 2022


Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu. Für mich war es ein besonderes Jahr. Seit gut 2 ½ Jahren lebe ich als Frau. 3 ½ Jahre ist es her, dass ich mich meiner Familie gegenüber geoutet habe.


Während 2020 und 2021 noch sehr im Zeichen meiner Transition standen, d.h. der Angleichung des Geschlechts und ich mit meinen Angehörigen eine Flut von Veränderungen zu bewältigen hatte, stand das Jahr 2022 unter dem Zeichen der neuen Normalität.


Auch wenn sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen durch das nur zögerliche Auslaufen der Corona-Krise, dem Beginn des Kriegs in der Ukraine, den unsäglichen Entwicklungen im Iran mit der Unterdrückung der Freiheit der Menschen und vielen anderen Krisen deutlich verschlechtert haben, blicke ich aus persönlicher Sicht auf eine positive Zeit zurück.


Ich kann heute in der deutschen Gesellschaft ein sicheres und zufriedenes Leben führen. Ich bin anerkannt und von vielen großartigen Menschen umgeben, die in der ganzen Zeit der Veränderungen zu mir gehalten haben.


Meine „zweite“ Pubertät ist weitestgehend abgeschlossen. Ich bin jetzt der Mensch, der ich bin und nicht eine Person oder Rolle, die ich gerne einnehmen wollte. Während ich in dieser Phase der neuen Selbstfindung sehr egozentrisch war und viele meiner Liebsten zum Teil überfordert bzw. ohne Wollen verletzt habe, kann ich nun wieder viel empathischer mit anderen Menschen interagieren.


Ich werde optisch immer ein Stück weit den Mann erkennen lassen, der ich war. Aber ich freue mich vor allem über die Veränderungen, die seither in die weibliche Richtung eingetreten sind.


Ich erblicke im Spiegel seit meiner finalen Entscheidung, den finalen Schritt in ein neues Leben zu gehen, nun nur noch mich selbst und nicht eine mir fremde Person. Ich bin glücklich, diesen Schritt von Jens zu Nora gegangen zu sein und bereue dies zu keinem Moment.


Beruflich habe ich meine beiden geplanten Wege weiter gehen können. In meiner freiberuflichen Tätigkeit als strategische Beraterin werde ich wertgeschätzt und bekomme anspruchsvolle Aufgaben übertragen. Meine beruflichen WegbegleiterInnen akzeptieren mich in der heutigen Rolle, als hätte es nie ein gestern gegeben.


In meiner neuen Laufbahn als Aufklärerin über LGBTQIA+ durfte ich Veranstaltungen in Berufskollegs und Unternehmervereinigungen wie dem Rotary-Club abhalten. Ich konnte dabei vielen Menschen Hintergrundinformationen zum Thema trans* und LGBTQIA+ vermitteln. Die Resonanz aus den Veranstaltungen war sehr positiv und hat mich in meiner Auffassung bestätigt, dass viele Menschen sehr offen für diese Belange sind, dass aber so viel Unwissenheit herrscht und nach wie vor viele Klischees und Vorurteile den unvoreingenommenen Umgang mit betroffenen Menschen erschweren.


So hoffe ich, dass ich auch im Jahr 2023 an vielen Berufskollegs, in Unternehmen und Verbänden weiter Aufklärungsarbeit leisten kann. Dies sehe ich auch als meinen gesellschaftlichen Beitrag für mehr Akzeptanz von Betroffenen an.


Medial habe ich mit meinem Buch „Endlich Nora!“ einen Kreis von Menschen erreicht, die mein Lebenslauf, stellvertretend für viele andere, interessiert. Ein Auftritt in der Sendung „SWR1-Leute“, Artikel meiner Tochter mit dem Titel „Mein Papa Nora“ in der Zeit online und aktuell heute am 27.12.2022 auch in der Printausgabe des „Tagesspiegel“ helfen mir, mehr Bekanntheit zu bekommen, um weiter aufklären zu können.


Liebevolle Rückmeldungen persönlich, per Mail oder über die sozialen Medien von Lesenden zeigen mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin!


Von daher blicke ich nun voller Zuversicht in ein hoffentlich viel friedlicheres Jahr 2023 und wünsche allen Menschen ein wunderschönes, gesundes und glückliches neues Jahr! 


Vor allem wünsche ich mir, dass dieser unsägliche Krieg in der Ukraine ein Ende findet und die Menschen in diesem Land in den bisherigen international anerkannten Grenzen bald wieder ein friedliches Leben führen können.


Eure Nora


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In den letzten Wochen hatte ich mehrere Veranstaltungen, bei denen ich über das Thema "trans*" und "LGBTQIA+" aufklären durfte. Da war zum einen ein einstündiger Vortrag zum Thema "Mehr Wissen über trans" im Rotary-Club Solingen Klingenpfad. Komprimiert habe ich aus meinem Leben erzählt, um den Teilnehmenden die Besonderheit der Trans-Eigenschaft im persönlichen Kontext zu vermitteln. Dazu gab es wichtige Fachbegriffe, Zusammenhänge etc. Im Werner-Richards-Berufskolleg der Evangelischen Stiftung in Volmarstein und auch auf einer überregionalen Schulleiterkonferenz in Münster hatte ich dann jeweils drei bis vier Stunden Zeit, die Teilnehmenden mit vielen Details für die Hintergründe und Besonderheiten der Mitglieder aus der LGBTQIA+ zu sensibilisieren und Unsicherheiten und Irritationen zu nehmen. Vor diesen Veranstaltungen dachte ich, als Speaker könne mich nichts mehr überraschen. Aber ein so aufmerksames und mitgehendes Publikum wie in diesen Veranstaltungen habe ich noch nie zuvor erlebt! Ganz offensichtlich treffe ich mit meiner Veranstaltung "Mehr Trans*parenz" den richtigen Ton und einen besonderen Nerv. In meiner Zeit als Krisenmanager habe ich mehr als 100 Workshops etwa zum 'Turnaround in der Krise' veranstaltet und Vorträge gehalten. Sachlich, analytisch, zielorientiert. Nun standen die Veranstaltungen unter dem Motto "Lebensnah, authentisch, greifbar!" Und ich war total beeindruckt, wie neugierig und fokussiert die ZuhörerInnen waren. Ganz offensichtlich ist dieses Thema in der Gesellschaft angekommen. Vor meinem Golfurlaub in Spanien durfte ich dann noch bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Diversität" am Deutschen Beratertag des BDU teilnehmen. Auch hier traf ich auf sehr viel Interesse. Worum genau geht es mir bei meinen öffentlichen Auftritten? Mein Ziel ist es, eigene Erfahrungen und fundiertes Hintergrundwissen an Multiplikatoren (Führungskräfte und Lehrkräfte) zu vermitteln, um die Akzeptanz der wachsenden LGBTQIA*-Community zu verstärken. Konkret will ich für einen offenen und unaufgeregten Umgang mit MitarbeiterInnen und SchülerInnen werben, die trans* sind. Ich berichte dabei sehr offen und persönlich über meinen langen Weg vom Mann zur Frau. Über die Qual der Entscheidung, aus der Position eines erfolgreichen Unternehmers heraus den Weg zu meinem wahren Ich zu gehen und ein komplett neues Leben zu beginnen. Anhand meiner Vita will ich aufklären, Vorurteile und Unsicherheiten in der Begegnung mit trans* Menschen abbauen. Dazu braucht es auch Fakten und Zahlen (soweit seriös herleitbar) und Begriffserklärungen, die ich in meinen Vorträgen selbstverständlich mitliefere. Dieser Mix kommt wohl gut an. Das Feedback, die ich im Rahmen meiner Veranstaltung "Mehr Trans*parenz" erhalten habe, zeigt generell eine überaus positive Resonanz. Daran will ich anknüpfen, denn in Schulen und Unternehmen gibt es noch so viel Aufklärungs- und Akzeptanzbedarf. Deshalb würde ich mich freuen, wenn Sie meinen Vortrag mit Diskussion als Veranstaltung (zwischen 1 und 4 Stunden je nach verfügbarem Zeitfenster) in Schulen, Verbänden und Unternehmen vorschlagen.
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