Ungeschminkt - Trans Personen im Sport
Keine einfache Diskussion - oft zu einfach geführt

Im Tagesspiegel erschien am 31. März ein sehr guter Artikel zum Thema "Trans Personen im Leistungssport". Darin beschreibt die Journalistin Inga Hoffmann sehr zutreffend die Problematik von trans Menschen im Leistungssport.
Als trans Frau möchte ich mich in meinem Blog-Beitrag nur auf weibliche trans Personen beziehen. Im umgekehrten Fall habe ich nicht die nötigen Einblicke, um hier eine eigene Meinung wiedergeben zu können.
Viele Leistungssportler*innen, die sich in einer Transition befinden, werden von Wettkämpfen ausgeschlossen. Die Argumente dafür sind breit gefächert. Im Wesentlichen wird der körperliche Vorteil einer trans Frau gegenüber den Konkurrentinnen angeführt. Diese Argumentation ist ein Stück weit, ganz neutral betrachtet, erst einmal nachvollziehbar. Aber mir erscheint sie ein wenig zu einfach.
Während meiner eigenen Transition erlebte ich, wie mein Körper durch die Hormonersatztherapie immer mehr an Leistungsfähigkeit verlor. Ein Teil meiner Muskeln wurde abgebaut und durch Körperfett ersetzt. Nun bin ich keine Leistungssportlerin, aber auch diese werden einen ähnlichen Prozess durchleben. Somit werden die anfangs sicherlich vorhandenen Vorteile im Lauf der ersten zwei Jahre meist deutlich abnehmen.
Ganz unabhängig von den körperlichen Veränderungen gehört zum Leistungssport auch eine mentale Stärke, um im Wettbewerb zu bestehen. Und da sind trans Personen alleine durch die Heftigkeit des Veränderungsprozesses eher benachteiligt. Zusätzlich wissen trans Personen, dass sie bei einer Teilnahme am Wettkampf immer einer skeptischen Beobachtung unterliegen. Können sie dann einen möglichen Erfolg überhaupt in dem Maße genießen, wie es verdient wäre? Schwebt nicht immer ein Hauch von Mißtrauen mit?
Genau das macht meines Erachtens die ganze Diskussion um die Teilnahme von trans Personen, hier insbesondere von trans Frauen, am Leistungssport so komplex. Es gibt keine einfachen Antworten.
So werden wir immer die speziellen Sportarten und die jeweilige Bedeutung von Körper und Psyche differenziert betrachten müssen.
Wichtig ist aber, dass trans Personen, die am Leistungssport teilnehmen wollen, respektvoll und vorurteilsfrei begegnet wird. Und dass man sich von den klassischen heteronormativen Vorstellungen löst und wirklich unvoreingenommen nach Lösungen sucht, die von allen Seiten getragen werden können.
